«Zahlt ihr eure Pille selber?» – mit dieser Frage brachte meine Freundin vergangene Woche alle anwesenden sonst so gesprächsfreudigen Proseccoschlürferinnen zum Schweigen. Obwohl das Thema unglaublich banal scheint, sorgte die Frage mit einer gewissen Tiefgründigkeit für innere Aufruhr. Vor allem bei mir!
In der Beziehung mit meinem damaligen Freund verschwendete ich keinen einzigen Gedanken an die Frage. Ich versorgte uns mit Verhütungsmitteln ohne es zu hinterfragen. Heute weiss ich: Mein Ex hätte sich beteiligen sollen. Oder vielmehr müssen. Schliesslich habe ich für unser gemeinsames, möglichst angenehmes und vor allem babyloses Sexleben Pillen geschluckt, die meinen Körper veränderten. Da hätte er ruhig mal ein paar läppische Stützli beisteuern können.
«Die Kosten aufzuteilen wäre sinnvoll und gerecht»
Tragen in einer Liaison tatsächlich Frauen die Verantwortung für die Verhütung oder sind die Partner in einer Beziehung gleichberechtigt – und dürfen daher etwa beim Kauf von Kondom, Pille und Ring finanzielle Unterstützung einfordern? Die Debatte in meinem Freundeskreis endete in hysterischem Geschrei und mit schmollenden Beteiligten – okay, vielleicht zeigte da auch der Prosecco seine Wirkung. Doch wie sehen das andere Jugendliche in der Schweiz?
Die 21-jährigen Mirjam und ihr gleichaltriger Freund Michael sind einer Meinung: «Die Kosten aufzuteilen wäre sinnvoll und gerecht.» Trotzdem kommt sie selber für das Verhütungsmittel auf. «Die Pille, die ich nehme, ist ziemlich günstig und da er mir immer mal wieder etwas bezahlt, finde ich das okay so», erzählt Miriam. Das gleiche sich schliesslich aus.
Frau zahlt Pille, Mann zahlt Drinks
Bei Geraldine sieht die Situation ähnlich aus. Obwohl ihr Freund Leo angeboten hat, die Kosten zu teilen, lehnte die 19-Jährige ab: «Das stört mich nicht.» Zwar gehe es beide Partner etwas an, doch müsse sich bei Verhütungsmitteln wie der Pille letztendlich die Frau darum kümmern. Auch die 22-jährige Patricia sieht es gelassen: «Meine Pille ist schlichtweg nicht sehr teuer. Da mein Freund sonst viele Dinge bezahlt, macht mir das nichts aus.»
Wie sich zeigt, sind die vom Schatz spendierten Drinks an der nächsten Party allerdings nicht der einzige Grund dafür, die Verhütungskosten alleine zu tragen. Laut Jelena müsse jeder für sich selber schauen: «Ich will diese Verantwortung darum keiner anderen Person überlassen». Ganz egal ob mit festem Partner oder nicht.
«Verhütung ist keine reine Frauensache»
Ganz anders stehen dem Laura und Luca gegenüber. «Wir haben erst neulich darüber diskutiert und ich habe vorgeschlagen, die Hälfte der Kosten zu übernehmen», sagt er. «Verhütung ist keine reine Frauensache», sagen die 19-Jährigen einstimmig. Schliesslich würden immer zwei zu einem Paar gehören.
Mir wird klar: Bei vielen Paaren stand das Thema Kosten und Verhütungsmittel bisher nie zur Diskussion. Weil die Verantwortung offensichtlich doch bei der Frau liegt – auch wenn diese Einstellung etwas hinterwäldlerisch daherkommt.
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