Mack Beggs gewann gerade die Wrestling-Schulmeisterschaft seiner High School in Dallas, Texas. Eigentlich ein Grund zur Freude. Allerdings entschied Mack die Kategorie der Mädchen für sich und nicht – wie man jetzt so erwarten würde – in der Kategorie der Jungs.
Wieso dies alles? Dem Teenager wurde bei Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen, er identifiziert sich aber mit dem männlichen. Darum befindet sich der 17-Jährige gerade in einer Hormontherapie, um endlich auch äusserlich als Mann zu leben. Was man ihm inzwischen auch ansieht.
Amerikas Kuddelmuddel
Doch trotzdem muss der Bursche mit Mädchen in den Ring steigen. Schuld daran ist die Gesetzeslage in Texas. Laut der Organisation «University Interscholastic League», die Richtlinien für den High-School-Sport in Texas festlegt, zählt das Geschlecht, das auf der Geburtsurkunde steht. Folglich landet Mack in der Girls-Kategorie.
Gesetzlich befindet sich Amerika bezüglich Transgenderfragen generell in einem juristischen Kuddelmuddel. Am 22. Februar 2017 hat die US-Regierung von Präsident Donald Trump die Freizügigkeit für Transgender-Menschen rückgängig gemacht. Nun müssen Transmenschen an Schulen und Universitäten wieder Umkleidekabinen und WCs gebrauchen, die auch ihrem Geburtsgeschlecht entsprechen. Ein Rückschritt.
Dopingvorwürfe wegen Testosteron
Auch was den Sport für Transpersonen betrifft, ist sich Amerika uneinig: In lediglich 16 der 50 Staaten dürfen Transmenschen gegen das Geschlecht, mit dem sie sich identifizieren, antreten. Im Rest des Landes herrschen individuelle Gesetze – so auch in Texas.
So muss sich Mack während seiner Kämpfe Buhrufe und Beleidigungen anhören – und das pausenlos. Sein Sieg an der Schulmeisterschaft wird ihm missgönnt, auch seine Testosteroneinnahme kritisiert. Dass die Dosierung der Hormone im erlaubten Bereich der Wettbewerbsregelungen liegt, ist egal. Biologisch gesehen sind Männer stärker als Frauen und Testosteron gilt als Dopingmittel, das den Muskelwachstum erhöht. Was beim Wrestling durchaus eine Rolle spielen kann.
«Dieses Kind hat einfach Talent!»
Die Mutter einer Konkurrentin wetterte erst kürzlich bei der Washington Post gegen den Jungen: «Sie schummelt. Es ist nicht das Gleiche. Es wird niemals das Gleiche sein.» Ist es wirklich nicht das Gleiche? Darüber streitet sich gerade die Internetgemeinde.
So schreibt ein User bei Facebook etwa: «Er gewann nur, weil er Testosteron spritzt. Das nannte man mal Doping! Mir tun die hart trainierenden Mädchen leid.» Ein anderer User findet: «Er oder sie gewann nur, weil er dopt. Das ist ein unfairer Vorteil.» Doch es gibt auch Stimmen, die den Sportler unterstützen: «Testosteron verbessert nicht dein Training oder deine Skills. Öffnet eure Augen, dieses Kind hat einfach Talent!»
So lange Mack also nicht mit dem Wrestling aufhört, muss er wohl oder übel solche Hasskommentare über sich ergehen lassen. Denn so schnell wird sich an dem Gesetz nichts ändern. Allerdings könnte Mack sein Geschlecht auf der Geburtsurkunde mithilfe eines Richters ändern. Ob er das macht, steht noch aus. Klar ist aber, dass der Amerikaner seine Leidenschaft nicht wegen einer absurden Gesetzeslage aufgeben wird. So steht auch auf seiner Facebookseite: «Wrestling ist mein Leben!»
255 Kommentare