Ein typischer Sonntag sieht für viele von uns so aus: Man liegt mit fettem Kater und zerknautschtem Gesicht im Bett und hängt zu Hause rum, um die Lieblingsserie auf Netflix zu binge-watchen und dabei sein Gewicht in Pfannkuchen zu futtern. Was die wenigsten von uns sonntags machen: In die Kirche gehen, um sich den wöchentlichen Gottesdienst zu geben. Hand aufs Herz: Wann warst du zuletzt im Gotteshaus? Wann hast du zuletzt gebetet? Bist du gläubig?
Aktuelle Zahlen von offizieller Seite zeigen: Immer weniger Menschen gehen in die Kirche, die Zahl der Konfessionslosen steigt und hat sich seit 2000 mehr als verdoppelt. Wir scheinen kein Interesse an eingestaubten Bibelversen, öden Messen und veralteten religiösen Überzeugungen zu haben. Die christlichen Kirchen sind offensichtlich besorgt um diesen Wandel und versuchen nun verzweifelt, die Kollekte wieder zu füllen – indem sie auf Social Media setzen.
Snapchat-Beichte und Emoji-Bibel
Im Versuch, die Jugend vor den feurigen Höllentoren Satans zu bewahren, bietet etwa der selbsternannte «Priest David» die Beichte auf Snapchat an. Klingt absurd? Nicht so sehr wie die Emoji-Bibel, die man sich im App-Store runterladen kann. Doch auch auf Instagram findet man Accounts, die das kirchliche Image ums Verrecken aufpolieren wollen.
Allen voran der Papst selbst, der eine bunte Mischung aus Selfies, preisenden Reden und Zeremonien-Videos für seine knapp vier Millionen Follower postet. Auch die «Kirche für Alle» präsentiert sich auf der Fotoplattform: Sie macht Werbung für vermeintlich coole Gottesdienste und organisiert Bibelstammtische, an denen die neu erzählte Bibelgeschichte «Jesus und die Bitch» – die übrigens keine Satire ist – vorgelesen wird.
Metalbands spielen den Soundtrack der Erlösung
Allein auf soziale Medien zu setzen würde aber nicht ausreichen, wie uns Simon Spengler von der katholischen Kirche in Zürich bestätigt: «Eine Beziehung zum Glauben muss schon vorher da sein, denn Social Media kann nur etwas Begleitendes sein und nicht umgekehrt. Es ist wichtig, dass sich auf den Portalen Jugendliche selbst über Themen wie Gott, die Liebe und den Glauben austauschen. Denn wenn das alte Kirchenmänner für junge Menschen machen, ist das oft eher peinlich.» Das Konzept der Snapchat-Beichte hält der Theologe nicht für völlig falsch. Es sei eben eine neue Form, die Jugendlichen helfen könne, mit dem Thema Schuld umzugehen.
Das Konzept der kirchlichen Coolness scheint auch in unseren Breitengraden Fuss zu fassen: So tourt die «YOU Church» mit ihrem amerikanisch geprägten «Worship»-Konzept samt ausgelassener Dance Moves und Musik durch die ganze Schweiz. Ganz im Gegensatz zur «Metalchurch» in Niderbipp: Mit deftigem Metal und literweise Bier wird dort beim Gottesdienst geheadbangt – während das Wort Gottes aus den Boxen dröhnt.
Ob uns ein Insta-famous Papst zum Glauben bekehren kann oder uns alternative Gottesdienste zu keuschen Jüngern machen können? Für die eine oder den anderen pusten diese neuen Konzepte bestimmt den Staub von der Bibel. Amen.
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