Wenn du dieser Tage durch Central London läufst und ausnahmsweise deinen Blick vom Smartphone abwendest, um nach oben zu schauen, könntest du einen kleinen Schock bekommen. 84 Männer stehen dort auf zwei Hochhäusern in stillem Schweigen, nur einen winzigen Schritt vom Sturz in den sicheren Tod entfernt.
Die Typen da oben sind natürlich nicht echt, repräsentieren aber 84 echte Fälle von Selbstmördern. 84 ist die durchschnittliche Zahl von Suiziden, die in Grossbritannien wöchentlich von Männern unter 45 Jahren begangen werden. Somit ist der Freitod die häufigste Todesursache in dieser Altersklasse.
Wahre Geschichten von echten Personen
Simon Gunning, Vorsitzender des Vereins «CALM» («Campaign Against Living Miserably», dt. «Kampagne gegen elendigliches Leben»), der für diese makabre aber höchst eindrückliche Aktion verantwortlich ist, sagt in einem offiziell Statement: «Drei von vier Selbstmord-Opfern sind männlich. Als Gesellschaft müssen wir dieses schreckliche Thema behandeln, besprechen und aktiv bekämpfen.»
Bis 1. April bleiben die Statuen – die übrigens vom für seine hyperrealistischen Menschenfiguren bekannten Künstler Mark Jenkins gefertigt wurden – noch auf den Gebäuden des britischen Senders «ITV» stehen – als Mahnmal und Warnung. Auf der Webseite des «Project 84» sind die Geschichten hinter den suizidalen Figuren, die auf wahren Storys von echten Personen basieren, zu lesen.
150'000 Menschen gegen Suizid
«Wir hoffen, dass wir durch das Erzählen der Geschichten und das Sichtbarmachen dieser Männer als Individuen, den Menschen näherbringen können, wie komplex das Thema Suizid ist. Es ist keine Schande oder unmännlich, sich Hilfe zu suchen, wenn man sie benötigt», erklärt Gunning. Es sei wichtig, das Stigma um seelische Probleme bei Männern zu brechen.
Die Aktion scheint zu fruchten. Internationale Medien berichten über das Kunstprojekt. Eine Online-Petition des Vereins, durch die die britische Regierung aufgefordert werden soll, mehr aktive Hilfe im Bereich der Suizid-Prävention zu leisten, wurde zudem innerhalb von zwei Tagen fast 150'000 Mal unterzeichnet.
Diese 84 Männer haben sich umgebracht
Mit einem aufsehenerregenden und makabren Projekt will eine britische Organisation auf die hohe Selbstmordrate unter jungen Männern aufmerksam machen.
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