Menschen, die sich darüber echauffieren, dass Filme – ihrer Meinung nach – ach so viel «schlechter» seien, als deren Buchvorlagen, gehen mir mal sowas von auf den Geist. Das sind nämlich meistens genau die Leute, die zuhause in ihren Kinderzimmern ein paar Harry-Potter-Bände rumliegen haben und vielleicht noch eine Taschenbuchausgabe von «Die Welle» von Morton Rhue. Letzteres aber auch nur, weil es mal zur Pflichtlektüre in der Schule gehört hat.
Erotische Tokio-Hotel-Fanfiction
Chronische «Im Buch sieht Edward aber ganz anders aus und überhaupt ist die Twilight-Reihe sooo super, die Verfilmung ist richtig schlecht, OMG!»-Nörgler gehören oft auch zur Gruppe derer, die erotische One-Direction-Fanfiction für eine ernstzunehmende literarische Gattung halten.
Ich will ja nichts sagen. Und als treuer RTL-Zuschauer schon gar niemanden runtermachen oder aufgrund seiner speziellen Anspruchslosigkeit, was Unterhaltung angeht, vorverurteilen. Aber – natürlich kommt jetzt ein Aber – ist euch schon aufgefallen, dass das oben beschriebene Phänomen empörter und selbsternannter Cineasten-Schrägstrich-Literaturkritiker vor allem im modernen Fantasy-Bereich weitverbreitet ist?
Der allgegenwärtige Mitteilungsdrang
Bei Harry Potter, Hunger Games oder von mir aus auch bei Game of Thrones wird viel mehr öffentlich auf Unterschieden zwischen Buch und Verfilmung herumgeritten, als bei – sagen wir mal – einer Buddenbrooks-Adaption. Ich persönlich kann mir schwer vorstellen, dass eingefleischte Thomas-Mann-Fans sich nach dem Kinobesuch wutschnaubend vor den Computer setzen, um auf Twitter, Facebook oder von mir aus auch Reddit ihrem Ärger Luft zu machen.
Woran liegt aber dieses übersteigerte und allgegenwärtige Gefühl, öffentlich mitteilen zu müssen, dass man wohl dazu in der Lage ist, sich ein – in den meisten Fällen recht wenig anstrengend geschriebenes – (Kinder-?)Buch zu Gemüte zu führen? Und woher kommt das absurde Bedürfnis, von einer Literaturverfilmung nicht nur zu erhoffen, sondern meist schon fast aggressiv zu verlangen, sich Seite für Seite, Wort für Wort an die Vorlage zu halten? Ich habe keine Ahnung. Aber immerhin einen Lösungsvorschlag:
Ein Vorschlag zur Güte
Schaut doch einfach den dummen Film, wenn ihr Lust habt. Oder lest die scheiss Bücher. Oder beides. Aber bitte haltet doch einfach mal mit eurem Besserwisserdrang hinterm Zaun – selbst, wenn euer Weltbild in seinen Grundpfeilern erschüttert zu sein scheint, wenn Daniel Radcliffe in seiner Rolle als Zauberlehrling keine grünen Kontaktlinsen trägt. Film und Buch sind nicht das Gleiche und niemand findet euch cool, wenn ihr durch angestrengtes Gemecker indirekt allen zu beweisen versucht, dass ihr in der Lage seid, ein paar Seiten zu lesen und euch inhaltliche Details zu merken.
Ich könnte übrigens selbst auch einfach mal meine Meinung für mich behalten, ohne sie grossartig auf Tilllate breitzutreten und euch aufzudrängen. Aber wo blieben denn dann der Spass und die Würze im Leben? A little hypocrisy never killed nobody.
Schau den Film und halt die Fresse!
Warum schimpfen eigentlich immer so viele Leute über fehlerhafte Plots in Buchverfilmungen? Unser Autor ist genervt.
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